Was die Deutschen klauen

Düsseldorf (RPO). Laut neuer Studie verliert der Handel jedes Jahr 3,9 Milliarden Euro durch Diebstahl. Experten wissen, worauf es Langfinger abgesehen haben: Kleine, handliche Waren des Alltags, die teuer sind und sich gut weiterverkaufen lassen. An vorderster Stelle stehen Rasierklingen, Batterien und Kosmetika.

Einer der meistgestohlenen Artikel sind Rasierklingen. Im Durchschnitt werde jede sechste Packung Rasierklingen und Rasierer nicht bezahlt, sagt Ute Holtmann, Sprecherin des Europäischen Handels-Instituts. Es erhebt jährlich die Schäden durch Ladendiebstahl im deutschen Einzelhandel.

„Seit jeher gelten Rasierklingen wegen ihrer Handlichkeit und ihres relativ hohen Wertes als bekannte Klau-Renner“, sagt Holtmann. Außerdem ließen sich gestohlene Rasierklingen leicht weiterverkaufen, was sie nicht nur für gelegentliche, sondern auch für professionelle Ladendiebe attraktiv mache.

Ähnlich betroffen sind Batterien und Akkus. So finde sich der Verkaufspreis jeder zehnten Packung nicht in der Einzelhandelskasse wieder. Einzelne Spirituosen-Marken wiesen ebenfalls Verlustraten von bis zu zehn Prozent auf.

Auch Produkte, deren Kauf peinlich sein könnte, verschwinden gerne einmal in der Tasche, ohne dafür zu bezahlen — etwa Kondome. Im Bekleidungshandel greifen Diebe unter anderem bei Markenartikeln und Dessous zu.

Begehrt sind zudem Artikel aus der dekorativen und pflegenden Kosmetik. Bei diesen Produkten könne es in Einzelfällen vorkommen, so Ute Holtmann, dass in einem Laden mehr eines Artikels gestohlen als verkauft werde.

Laut der Studie des EHI hat der Einzelhandel im vergangenen Jahr durch Ladendiebe sowie kriminelle Mitarbeiter und Lieferanten bundesweit Inventurverluste in Höhe von 3,9 Milliarden Euro einstecken müssen.

Der Schaden geht mit zwei Milliarden Euro auf unehrliche Kunden und mit 0,9 Milliarden Euro auf kriminelle Mitarbeiter zurück. Der Rest entfällt auf Lieferanten, Servicekräfte oder beruht auf organisatorischen Fehlern.

Somit wird etwa jeder 200. Einkaufswagen in Deutschland aus dem Laden geschoben, ohne dass der Käufer seine Waren bezahlt hat. Dem Staat entgehen dadurch jedes Jahr rund 400 Millionen Euro Mehrwertsteuer.

An der Untersuchung des EHI hatten sich 78 Unternehmen mit insgesamt fast 12.500 Verkaufsstellen beteiligt. Sie repräsentieren einen Gesamtumsatz von rund 57 Milliarden Euro.

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