Spitze und Satin haben natürlich ihren Reiz, aber ein Material stiehlt momentan allen die Show: Baumwolle. Warum der Stoff insbesondere in Bezug auf Intimpflege ein Revival erlebt und welche Labels den Trend vorantreiben.
Im Jahr 1973 publizierten einige Frauen ein radikales Buch: „Our Bodies, Ourselves“ wurde von der Non-Profit-Organisation Boston Women’s Health Book Collective geschrieben, einer Gruppe von Feministinnen im Alter zwischen 23 und 39 Jahren. Ihr Ziel dabei war es, die medizinische Fachwelt davon zu überzeugen, mehr in die Recherche und faktenbasierte Literatur zum Thema Frauengesundheit zu investieren. Denn zu diesem Zeitpunkt gab es so gut wie keine Publikationen, die sich der Gynäkologie widmen.
Die Idee zu „Our Bodies, Ourselves“ entstand während eines Workshops im Jahr 1969: Er gab ihnen die Möglichkeit, ganz offen über ihren Körper und Gesundheitsfragen zu sprechen. Drei Jahre später – und nach umfangreicher Recherchearbeit – erschien das erste „Handbuch von Frauen für Frauen“, in dem alle bisher für tabu gehaltenen Themen für Frauen jeden Alters erklärt werden, etwa Abtreibung, Geschlechtskrankheiten, Geburt, Ernährung oder Homosexualität.
Baumwolle zur Unterstützung der Intimpflege
Dieser Gedanke erlebt nun ein Revival: Intimgesundheit ist einer der größten aufkommenden Trends 2019. Das beinhaltet konkret verschiedenste Produkte zur Pflege oder nachhaltigere Optionen zu Hygieneartikeln, aber eben auch, sich mehr mit dem eigenen Körper zu befassen, ihn zu verstehen und sich um ihn zu kümmern. War Ihnen zum Beispiel bewusst, dass die Vagina, genau wie der Rest des Körpers, atmen muss, um richtig zu funktionieren?
„Meine Mutter hat mir immer gesagt, dass ich Baumwoll-Unterwäsche tragen soll, aber ich wusste nie genau, warum, und ich glaube, sie auch nicht“, sagt Shira Wheeler. Sie ist die Co-Gründerin von Oddobody, einem Unterwäsche-Label, das Pantys und Co. aus 100 Prozent non-toxischer Biobaumwolle herstellt. Mit jedem Kauf erhalten Kundinnen eine Broschüre, die gängige und manchmal vielleicht unangenehme Fragen rund um Frauengesundheit beantwortet.
Diese Labels machen es vor
Die meiste Unterwäsche auf dem Markt besteht zum Großteil aus synthetischen Stoffen, die schädlich für die Vaginalgesundheit sind und die Haut irritieren können. Biobaumwolle hingegen ist schonender und schließt auch keine Feuchtigkeit ein, denn dies kann zu Infektionen führen. Sie ist atmungsaktiv und unterstützt so die natürliche Funktion der Vagina.
Intimhygiene über das konventionelle Verständnis hinaus ist gefragt, und immer mehr Labels zeigen, dass Höschen aus Biobaumwolle denen aus Synthetik optisch in nichts nachstehen. So etwa die spanische Brand Nude, das US-amerikanische Label Skin oder die 2007 in Portugal gegründete Marke Baserange. Und wer jetzt gleich an Senioren-Schlüpfer denkt, der irrt: Die Slips, Strings und Tangas sind allesamt minimalistisch und schlicht, aber eben keine sogenannten Liebestöter. Außerdem verzichten die Hersteller auf eine klischeehafte Bildsprache und sind ästhetisch und haptisch dem Zeitgeist angepasst.
„Der Name Oddobody stammt von dem lateinischen Wort ‚auto‘, also ’selbst‘ ab. Wir sehen unser Label als Katalysator für Veränderung und wollen unsere Kundinnen ermutigen, ihren Weg selbstbestimmend zu wählen“, so Shira Wheeler. Es geht also um viel mehr: um Selbstbestimmung, Recht auf Aufklärung und Wissen. Und das alles nur dank Unterwäsche? Ziemlich radikal – ganz im Sinne der feministischen Autorinnen von „Our Bodies, Ourselves“.