Mühlauer Firma steigert Umsatz mit Herrenunterwäsche

Jörn und Claudia Wonneberger mit einem Ganzkörperbody aus dehnbarem Lackstoff und einem Slip, der auch als Badehose getragen werden kann. Die Neuentwicklungen zeigt das Mühlauer Unternehmen bei einer Kreisschau auf Schloss Rochsburg.

Obwohl ein Wäschehersteller Näherei und Konfektion in Chemnitz schließt, kann ein anderes Unternehmen die Produktion erhöhen. Das liegt an einem besonderen Stil.

Vom Ende der Chemnitzer Produktion des Wäscheherstellers Bruno Banani erfuhren Claudia und Jörn Wonneberger aus der “Freien Presse”. Banani gibt die Herstellung modischer Unterwäsche und Badeshorts zum Jahresende in Chemnitz auf. Die Bruno-Banani-Kollektion wird künftig ausschließlich in zertifizierten Werkstätten in Asien genäht. 28 Arbeitsplätze in Chemnitz entfallen. Geschäftsführer Jan Jassner begründete die Entscheidung mit seit Jahren rückläufigen Auftragseingängen für diese Kollektion aus Chemnitz. Die Umsätze seien auf allen Vertriebskanälen, in den eigenen Geschäften, im Fachhandel, im Onlineshop und auch bei Amazon rückläufig gewesen.

“Wir vergleichen uns nicht mit Banani und sind kein Konkurrent”, sagt Wonneberger. Das Mühlauer Unternehmen mit 14 Mitarbeitern produziert unter anderem erotische Herrenunterwäsche. Geliefert werde an Großhändler in Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden. Weltweit laufe der Onlineshop. “Und das Schöne ist, dass wir flexibel auf Kundenwünsche eingehen können”, fügt ihr Mann Jörn hinzu. Seit 2016 hat das Ehepaar eine neue Marke mit dem Namen Wojoer auf den Markt gebracht. Der Name setzt sich aus dem Familien- und Vornamen des Eigentümers zusammen. “Seitdem steigen die Umsätze stetig”, sagt Claudia Wonneberger. Den Kunden gefiele die ausgesprochen anziehende und bequeme Unterwäsche, Bademode sowie erotische Clubwear-Marke, erläutert die 32-Jährige. Letzteres sei der englischsprachige Begriff für Club- und Diskomode, die ihre Anwendung meist in Fetisch-Clubs oder Privatpartys findet. Allein die Umsätze des Onlineshops seien 2018 im Vergleich zum Vorjahr um ein Drittel gestiegen.

Und warum gibt Banani dann auf? Den mangelnden Erfolg der Kollektion erklärt sich Jassner mit gravierenden Veränderungen auf dem Unterwäschemarkt. Statt modischer und bunter Modelle seien heute eher wieder Basics in Schwarz oder Weiß gefragt. “Ja, die Leute kaufen gern schlichte Basic-Schnitte”, sagt auch Claudia Wonneberger. Aber sie habe beobachtet, dass Männer auch gern mal knallige Farben wählen. “Wir haben das Gefühl, dass bei einer gewissen Bandbreite an wählbaren Farben die Verkaufszahlen steigen”, sagt die Unternehmerin. Die größten Umsätze habe die Mühlauer Firma bisher mit einer Glatthaut-Neopren-Serie gemacht, die farbig eingefasst wird, und einer Unterwäsche-Serie, die sowohl für den alltäglichen Gebrauch beim Sport oder im Büro Anwendung finde und zudem badetauglich sei. Diese Kollektion werde in neun verschiedenen Farben hergestellt. Am beliebtesten seien die Farben Neongelb, Eisblau, Schwarz und Neoncoral. “Aber auch ausgefallene Teile verkaufen sich ganz gut”, meint sie. “Den Leuten ist es sehr angenehm, sehr erotische, Fetisch- oder auch Clubwear-Artikel anonym über das Internet bestellen zu können”, ergänzt sie.

Die Wonnebergers wollen auch künftig die eigene Marke Wojoer stärker am Markt etablieren. “Der Umsatz gibt uns recht”, sagt Jörn Wonneberger. Die Marke sei ausgefallen, schlicht, elegant bis erotisch. “Die Mischung scheint der Schlüssel zu sein”, ergänzt seine Frau. Neu seien sogenannte Pushup-Hebe-Formen in den Strings und Slips. Die Wäsche sei funktional und sehr angenehm zu tragen. Natürlich sei es ein Effekt, dass Mann damit zeigen möchte, was er zu bieten habe. Aber diese Slips würden beispielsweise auch von Männern getragen, die arbeitsbedingt lange im Büro sitzen müssen oder beim Joggen. “Das Material ist atmungsaktiv, nichts zwickt oder kneift, weil alles schön festgehalten und etwas angehoben wird”, erklärt die Designerin.

Hauptsache sei vielen, dass die Wäsche praktisch ist. Deshalb sei ein Großteil der Kollektionen auch badetauglich. In Vorbereitung sei eine Ouverte-Kollektion aus Kunstleder mit offenem Schritt, die sich geschmeidig an den Körper anschmiege.

Pro Jahr bringen die beiden neue Serien mit fünf bis zehn Modellen heraus. “Jede hat ein Thema, zum Beispiel Lack oder Neopren”, sagt Claudia Wonneberger. Ihre neueste Idee sei es, auch Unterwäsche für Frauen zu produzieren, weil über den Onlineshop oft der Wunsch nach Partnerlook geäußert werde.

Das Ehepaar, das aus Dresden stammt und jetzt in Limbach-Oberfrohna wohnt, hatte im Jahr 2015 die 150 Jahre alte Textilfabrik von Hermann Kutzschbach in Mühlau gekauft. Dort wollten sie ihre selbst entwickelten Warnwesten produzieren, mit dessen Produktion sich die beiden selbstständig gemacht hatten. Nicht schlecht staunte das Ehepaar, was in der Näherei unter Regie eines älteren Ehepaares bislang hergestellt wurde: erotische Herrenunterwäsche. “Natürlich waren wir überrascht. Zugleich war es toll, zu sehen, wie es läuft, wie gut der Zusammenhalt ist. Wir haben uns sofort wohlgefühlt”, so Claudia und Jörn Wonneberger. Übernommen habe man Modelle aus Lack, Leder und Jersey. “Wir haben schnell erkannt, wie viel Spaß uns das macht und wie kreativ man sich auf diesem Gebiet austoben kann”, sagen sie. Ausgefallene Warnwesten würden aber weiterhin auch hergestellt.

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